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Brief von Jürgen Linke am 27.08.2019


Textmacher Borgfeld „Ich schreibe, also bin ich“.

27..08.2019

An die Literaturfreundinnen und –freunde

Liebe Freundinnen und Freunde,

trotz der großen Hitze durfte ich am 26.Juli Mitglieder von Textmacher begrüßen. Das hat mich gefreut. Ich denke, wir haben eine gute und spannende Sitzung gehabt, in deren Mittelpunkt Texte von Yukis Mutter standen. Anwesend waren Yuki, Cornelius, Susanne, Imke, Doro, Helmut, Jürgen.

Die Sitzung stand ganz im Zeichen von zwei Texten, die Yukis Mutter Hisae Sekikawa verfasst hat. Wir beschäftigten uns mit dem Gedicht „In jener Zeit“ und dem Prosatext „Shimamushi“.

Yuki gab uns einführend einige Informationen zur Biografie ihrer Mutter. Hisae hat mehrere Jahre aus beruflichen Gründen in Korea verbracht. Nach dem Krieg wurden alle Japaner ausgewiesen, so dass auch Hisae mit ihrer Familie nach Japan zurückkehren musste. Als sie bereits sehr krank war, begann sie zu schreiben. So sind zahlreiche Texte entstanden, von denen Yuki erst einige ins Deutsche übertragen hat; weitere sollen folgen.

Yuki trägt das Gedicht „In jener Zeit“ zunächst in der Originalsprache vor, danach in der deutschen Fassung. Sie erläutert, dass ein deutscher Student der Japanologie sie bei der Übertragung unterstützt hat.

Zur Form: Das Gedicht besteht - mit einer Ausnahme: „Ach, irgendwie …“ - jeweils aus einer langen und einer kurzen Zeile, wobei der kurze Vers den inhaltlichen Akzent trägt. Zweimal wird auch der Titel im kurzen Vers aufgenommen, was die besondere Bedeutung unterstreicht. Für uns ist interessant, was Yuki berichtet: die Struktur - lang-kurz - findet sich auch im japanischen Original. Im Original verwendet die Autorin das Wort „damals“ (wörtliche Übersetzung), in der Übertragung ins Deutsche wird dafür „in jener Zeit“ eingesetzt. Dadurch gewinnt das Gedicht - so die Anwesenden - an Ausdruckskraft.

Das Gedicht ist in einem elegischen Ton gehalten. Aus ihm spricht Wehmut und Trauer über die vergangene Zeit. Im letzten Vers wird die Trauer jedoch relativiert: Zurückkehren in die Vergangenheit ist keine Option: „viel besser wäre doch das Jetzt.“

Keine Frage: das Gedicht hat uns alle sehr angesprochen.

Der Prosatext „Shimamushi“ erzählt sehr eindrucksvoll von einem Ereignis, das die Mutter der Autorin fast das Leben gekostet hat. Sie wurde bei der Feldarbeit von einem Insekt gestochen, wodurch eine äußerst gefährliche Infektion ausgelöst wurde. Es grenzt an ein Wunder, dass sich gerade ein Wissenschaftler zu Forschungszwecken im Krankenhaus aufhielt und durch ein neues Medikament die Erkrankte retten konnte.

An zwei Stellen zeigten sich Probleme der Übersetzung. Sollte man das deutsche Wort „Gott“ verwenden, wenn es im Original um religiöse Inhalte geht? Vielleicht wäre „Gottheit“ angemessener.

Auch das Wort „Honke“ gab zur Diskussion Anlass. Es wäre zu überlegen, ob bestimmte Wörter un-übersetzt übernommen werden sollten, ggf. mit Erläuterung in der Fußnote.

So weit der Blick zurück. Die Anwesenden bestärken Yuki ausdrücklich in der Absicht, weitere Texte ihrer Mutter ins Deutsche zu übertragen.

Das nächste Treffen findet am 20. September statt, zu dem ich schon jetzt herzlich einlade.

Thema wird sein: Texte zu Bildern. Als Aktive haben sich angesagt: Cornelius, Susanne, Karin.

Wir hoffen auf weniger heiße Wetterlagen.

Seid alle herzlich gegrüßt von

Jürgen


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