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Texte von Werner Kriete 
Für die Ausstellung von Yuki Klink "KOMOREBI"


 

Ohaijo gozaimas Nippon

6852 Inseln, vom subtropischen Strand bis zu den Skigebieten, man hat alle Möglichkeiten hier.
Und über allem tront  Fujijama San und der Kaiser.

Kultur, Geschichte, Hochtechnologie,
Samurai und Damaszenerklingen wie sie seit hunderten von Jahren von Schmiedemeistern gefertigt werden,
Sushi, hier ein Modeessen, in Japan von Spitzenkön-
nern gefertigt, die Ausbildung braucht acht lange Jahre.
Die Geheimnisse einer guten Sojasauce, über Generationen weitergegeben.
Mochi und Teezeremonie, Computer und Kalligraphie,0
Shinkansen und Geishas, japanischer Wiskie und Miso Ramen, Roboter und Zen, Pachinko und Kabuki.
Und die Filme Akiro Kuruzawas.
Mich erstaunt Japan und seine Menschen,
Mich verblüfft Japan und seine Menschen,
Mir geben Japan und seine Menschen Rätsel auf.
Ich fühle mich Japan und seinen Menschen verbunden.
Aber trotz allem:
Ich mag kein Sake und ich kann keine Haikus.

 

 

Ich sitze am Ufer des Sees, meine Angel ist
ausgeworfen.
Die Morgensonne schiebt vorsichtig den Nebel
beiseite, sie scheint durch die riesige alte Linde
hinter mir.
Dabei malt sie Sonnenkringel auf Ufer und Wasser.
Vorsichtig verbeugt sich die Pose, dann verschwindet
sie in einer gleitenden Bewegung unter der Wasser-
Oberfläche.
Der Nebel hat sich verzogen und die Sonnenkringel
werden intensiver.
Ich hole die Angel ein.
Ein wunderschön gezeichneter Flußbarsch, seine roten Flossen leuchten als würden sie brennen.
Ich befreie ihn vorsichtig vom Haken und setze ihn ins
Wasser zurück.
Kein Moment zum Sterben.
Was für ein Tag !
Komorebi !


 

Durch die Blätter der uralten Linde vor dem Fenster,
an dem mein Schreibtisch steht, wirft die Sonne
helle Flecken auf die Schreibunterlage.
Der Wind bewegt die Blätter und malt ein Kaleidoskop
auf meinen Schreibtisch und das leere weiße Blatt
vor mir.
Ich fange an, die Ideen, die ich kurz nach dem aufwachen hatte, auf das leere Blatt zu schreiben.
Der Wind frischt auf , die Kringel tanzen jetzt richtig
munter. Ich bin zufrieden mit dem bisher geschriebenen.
Was für ein Morgen ! Komorebi !


 

Der Hund, der auf seinem Bett geschlafen hat, ist
aufgewacht.
Er steht auf, gähnt und reckt und streckt sich aus-
giebieg.
Er kommt zu meinem Sessel, ich lese gerade meine Zeitung .
Vorsichig schiebt er seine Nase unter meine Hand, dann leckt er sie.Er viept leise.
Ja, ich komme !
Hose und Jacke an, Leine eingehakt und los.
Nach wenigen Minuten sind wir im Park.
Da ist unser Lieblingsplatz, die Bank nahe
dem riesigen alten Ginkobaum, durch dessen Blätterdach die Sonne scheint und Sonnenkringel auf den Rasen und das Fell des Hundes malt.
Es ist richtig warm geworden.
Wir genießen gemeinsam den Schatten, der Hund hält ein Nickerchen und ich genieße den Tag und den Moment.
Ich zähle die Sonnenflecken und döse auch darüber ein. Komorebi !


 

Die Sonne brennt, die Luft steht !
Häuserschluchten, eine Strassenbahn biegt kreischend um die Ecke,
Autos in einer endlosen Reihe, die Ampel wird grün,
drei Autos, dann stoppt es wieder. Rot !
Die Luft wird drückender !
Wir biegen um eine Ecke, ein kleines Stück vor uns ein
winziger Park.
Vier große Buchen und zwei Bänke.
Schatten, man meint, die Luft wäre besser.
Ein wenig Wind kommt auf !
Durch die vom Wind bewegten Blätter zeichnet die
Sonne wunderschöne Muster auf den Boden.
Wir setzen uns.
Eine Wohltat für Körper und Geist !
Dann fällt mir für diese einfallsreiche Spielerei der Natur, für die es keinen deutschen Namen gibt, der japanische Begriff wieder ein :

Komorebi !

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