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Die Entführung
(Textgrundlage: Moser, M.: Die Entführung. In: Schlaglicher.Stuttgart, Leipzig.2008.)

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Wankende Herzen nenn’ ich,       Wege aus Walzstahl weiß ich.

Zürich, Zierde des Welschlands,          bot Heimstatt der Schaffnerin von Linie Zwei.

Heut ist trüb ihr der Mut       mürrisch lenkt Katharina die Tram.

Grimmen Sinns denkt sie des Gatten,  den buhlend mit fremder Genossin der Freuden,

verschlungen in Schande, sie betraf    auf wolligem Teppich stöhnend in Lust.

Des war sie übel zufrieden. Doch wird zu Zürich zügig der Treuschwur gelöst.

 

Zurück ins Heute gekehrt!   Dies will ich nun künden:

Schlurfenden Schrittes und träumend  ein Trantopf quert ihre Bahn

missachtend der Glocke Gelärm uneingedenk der Gefahren,

verschwindet in Volkes Gewühl,  ersteigt dann verspätet die Zwei.

Lochergut nennt er sein Ziel.–     Lochergut? Da ist er hier falsch! 

Doch nickt sie Gewährung:           Lug ist die Geste - Er fährt mit,

sonder Arg und Sorge,                 aber zu welchem Ende?

Wehe, waltender Wegplan!                   Wehetat wird!

Schleudernder Wagen, schreiende Schienen           er sitzt ihr nah, hält sich  fest

Aber das schwanke Gefährt         hält schwach nur die Schiene —

Helfer helfen, Unfalltouris knipsen.       Er naht mit klopfendem Herzen.

„Henri mein Name. Ich würde gerne     näher Sie kennen.“

 

 

Und als Haiku:

 

Tram, treulos, Träumer

Einstieg, Irrsinnsfahrt, Unfall:

Amor curat omnia.

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